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Interview mit Mark Potthof

Interview mit Mark Potthof

Seit dem Tod von Andreas Streller steht Mark Potthof bei unserer „Ersten“ in Sachen Training in der Verantwortung. Zusammen mit Christopher Stuhlmann und Thomas Buchloh srpang unser Rückraumspieler im September ein – und macht einen guten Job. Wir haben ihm über die Saison, seine neue Aufgabe und die Situation bei unserer „Ersten“ gesprochen.
Seit September bist du mit Christopher und Thomas Trainer unserer Ersten. Hat sich diese Teamlösung mittlerweile eingespielt?
MARK POTTHOF: Ich denke im Großen und Ganzen haben wir uns eingespielt. In manchen Situationen merkt man, dass wir unterschiedlich denken, aber das ist nie negativ, sondern für mich als jemand, der neu in der Situation ist, sehr positiv, da so meine Sichtweise auch eine Andere wird. Wir Drei nehmen in dieser Teamlösungen unterschiedliche Positionen ein. Thomas kümmert sich sehr gut um die Torhüter, man merkt hier eine deutliche Entwicklung in die richtige Richtung, vor allem auch bei Stefan Gehlen, der zuletzt gut drauf war, sich aber leider zum Ende der Hinrunde schwer verletzt hat. Man sieht auch, dass man im Alter noch etwas dazu lernen kann, bestes Beispiel ist Dimi, der in jedem Training Vollgas gibt. Im Moment ist Thomas unersetzlich auf der Bank, da Ivi im Spiel auf seine Erfahrung zurückgreifen kann. Die Unterstützung tut unserem jungen Torhüter gut. Auch im Punkt Spielanalyse nimmt er mir viel ab, seine Sicht auf das Spiel ist Gold wert. Stuhli ist genauso unersetzlich, er kümmert sich um alles, was rund um den Handball wichtig ist. Er ist immer Ansprechpartner und für mich einer der Figuren im Korbacher Handballsport. Seine Leidenschaft und sein Ehrgeiz in allem, was das Handballspielen angeht, ist unverzichtbar. Wenn ich spiele ist er derjenige, der das Heft auf der Bank in die Hand nimmt. Mein Teil in diesem Team bezieht sich auf die Training und die Ausrichtung der Mannschaft. Das Positive an meiner Position ist: Ich darf das letzte Wort haben. 😉
Wie kommst du selber mit der Doppelbelastung Spieler/Trainer zurecht?
MARK POTTHOF:  Schwer. Ich glaube, in bin als Trainer mit manchen Sachen sehr pingelig. Das Problem ist, wenn ich etwas fordere von meinen Spielern und die Übung selber mitmache, dann bin ich nicht so genau, wie ich es gerne wäre. Und wenn ich daneben stehe und genau darauf achte, dann kann ich mich auf mein eigenes Training nicht konzentrieren. Außerdem wird man immer daran gemessen, was man verlangt und wie man selber spielt. Es gibt oft Situationen, die ich im Spiel anders verlange, wie ich sie selber spiele. Das ist vor allem für die jungen Spieler schwer zu verstehen und dann auch für mich schwer zu rechtfertigen. Hinzu kommt, dass ich Spieler in meinem Team habe, die länger Handball spielen als ich, oder Spieler wie Ufuk, Robert, Frieder, die mir das Handballspielen bei gebracht haben. Ich ziehe den Hut vor diesen Jungs, für die es kein Problem ist, dass ich jetzt das Sagen habe.
Wie hat sich die Mannschaft in dieser Zeit entwickelt?
MARK POTTHOF: Andreas Streller hat einen riesen Anteil, wie sich das Team entwickelt hat. Wir probieren, den Weg hier als Mannschaft weiter zu gehen. Sicher hat man gemerkt, dass die Mannschaft nach dem plötzlichen und unerwarteten Tot von Andreas verunsichert war und in ein Loch gefallen ist. Ich hab in meinem Handballleben selten jemanden getroffen, der so eine große Hingabe für Handball und so ein Gespür für Menschen hatte. Er hat immer an die Entwicklung der Mannschaft geglaubt und er hat Recht behalten. Man merkt in jedem Training Fortschritte. Die Spieler haben verstanden, dass Handball mehr als ein stures Ablaufen von Bewegungen ist. Sie fangen an mitzudenken und sich selber zu verbessern. Sicherlich sind wir noch nicht da, wo wir hin wollen. Aber ich denke, wir sind auf einem guten Weg. Viele Spieler zeigen gute Ansätze und sind noch längst nicht an ihrem Leistungslimit.
Wo liegen noch die Schwächen der Mannschaft?
MARK POTTHOF: Die Schwächen auf dem Handballfeld liegen sicher noch in unserer Abwehr. Da müssen wir noch kompromissloser agieren und viel dazu lernen. Schwächen im Angriff sehe ich auch, wir sind noch nicht abgeklärt genug, müssen noch besser auf die Lücken des Gegners gehen und besser werden in Situationsentscheidungen und dem gebundenen Spiel. Auch im Spiel für den Mitspieler müssen wir mehr zeigen. Aber ich verspreche, dass wird besser! 😉
Als eine weitere Schwäche empfinde ich in verschiedenen Situationen die Mentalität der Mannschaft: Wir müssen es schaffen, uns aus schwierigen Situationen selbst rauszuholen. Da nehmen ich die erfahrenen Spieler und die Leistungsträger in die Pflicht.
Und die Stärken?
MARK POTTHOF: Die erste Stärke ist, jeder will!!! Stärken zeigen wir im individuellen Bereich, wir haben sicher eine der besten linken Seiten der Liga. Jan Pollmer und Frieder Schmidt sind gut drauf und beide erfahren genug, um Spiele zu entscheiden. Dahinter haben wir mit Dave und auch dem A-Jugendlichen Vince Schmidt zwei talentierte Leute, die von Jan profitieren. In der Mitte und am Kreis sind wir sehr flexibel und haben unterschiedliche Spielertypen. Hier fehlt uns in gewissen Situationen die Durchschlagskraft, ich gehe aber fest davon aus, dass wir dieses Problem wenn alle fit sind beheben werden. Auf der rechten Seite haben wir mit Benny und Jan zwei große Linkshänder, die beide noch sehr jung sind aber viel Talent mitbringen. Benny ist individuell schon sehr gut, auch Jan zeigt erhebliche Fortschritte und ist für mich mit Lukas Westmeier zusammen der Spieler, der sich in der Hinrunde am meisten entwickelt hat. Wo wir schon bei Lukas sind: Gerade im letzten Spiel gegen Hünfeld zeigt er für mich das, was ich von jedem Spieler sehen will: Ehrgeiz und
Willen. Wenn man ihm in die Augen gesehen hat dann wusste man ganz genau: Er will das Spiel gewinnen und er gibt alles für die Mannschaft.
Handball in Korbach hat zuletzt einen richtigen Boom erlebt. Wieviel Spaß macht es, mittendrin zu stehen?
MARK POTTHOF: Es macht riesigen Spaß, ist allerdings auch eine Bürde. Man sieht, wie verrückt die Leute in Korbach auf Handball sind. Das macht Freude, aber damit kommt auch der Druck. Ich hab noch nie so ein tolles Publikum wie in Korbach erlebt, da steht jeder Einzelne hinter der Mannschaft. Allerdings kommt nach schlechten Spielen Kritik, mit der eine Mannschaft und vor allem die jungen Spieler erstmal lernen müssen umzugehen. Man kann von der Mannschaft kein fehlerfreies Spiel erwarten und da stehe ich vor der Mannschaft. In der neuen Liga hat sich das Handballspielen verändert und Spieler machen Fehler. Das dürfen sie. Sie sollen sie nur abstellen und besser machen. Das ist das, was die Fans erwarten dürfen und sollen. Dafür bitte ich um Verständnis.
Hast du Zweifel am Klassenerhalt unserer Mannschaft?
MARK POTTHOF: NEIN!!!
Gegen Hünfeld gab Vince Schmidt sein Debüt. Was hältst du von ihm?
MARK POTTHOF: Vince spricht für eine gute Jugendarbeit, die der Verein zusammen mit der HSG Twistetal macht. Ich denke, er profitiert vom Training bei Jochen Isenberg, Andreas Backhaus und Jojo Stracke. Er bringt einiges an Talent mit. Die Zukunft wird zeigen, was er kann und will. Es gibt bei Handballern ein Sprichwort: Wille schlägt Talent. Und da er Talent mitbringt hoffe ich, dass der Wille auch da ist. Vince ist gerade erst 17 Jahre geworden und man muss ihn dosiert an den Männerbereich ranführen. Nächstes Jahr kann er noch ein Jahr A-Jugend spielen, was er aus meiner Sicht auch machen sollte. Trotzdem werden wir ihn immer wieder bei der ersten Mannschaft einbauen. Ich hab ihn bisher als sehr sympathischen engagierten Spieler kennen gelernt und bin froh, dass wir ihn dabei haben. Vince ist allerdings nicht der einzige, der sich als junger Spieler aus der Jugend bei der ersten Männermannschaft einbringt. In den Testspielen hatten wir mit Marek Trapp und Tobias Mettenheimer schon zwei weitere Spieler, die Ambitionen zeigen. Und ich hoffe, dass der Rest auch bald dazu kommt.