HomeMänner IKorbachs Handballabteilungsleiter Thorsten Spohr über die Trainerverpflichtung und die Zukunft des TSV

Korbachs Handballabteilungsleiter Thorsten Spohr über die Trainerverpflichtung und die Zukunft des TSV

Korbachs Handballabteilungsleiter Thorsten Spohr über die Trainerverpflichtung und die Zukunft des TSV

„Sind uns mit Iljo Duketis einig“

Korbach. Neben der Verpflichtung des Kroaten erklärt Thorsten Spohr, wieso er als Abteilungsleiter aufhören wird. Zugleich kritisiert der 37-jährige Lokalsportchef der HNA in Frankenberg die Strukturen im Handballverband.

Stimmt es, dass Trainer Iljo Duketis nächste Saison den TSV trainiert, Herr Spohr?

Thorsten Spohr: Ja, wir haben uns jetzt mit ihm auch über alle Rahmenbedingungen geeinigt, nachdem er schon vor zwei Wochen großes Interesse signalisiert hatte, bei uns Trainer zu werden.

Wie Sind Sie auf ihn gekommen und was versprechen Sie sich von seinem Engagement?

Spohr: Iljo Duketis ist einer der renommiertesten Trainer in Nordhessen. Er ist ein Klassetrainer, dessen fachliche

Handball-Oberliga: TSV Vellmar - HSG Baunatal Iljo Duketis fotofischer

Iljo Duketis               fotofischer

Qualitäten unbestritten sind. Er war seit Jahren bei Handballspitzenvereinen wie Oberligist TSV Vellmar in der Region aktiv und hat zu Mainzlarer Zweitligazeiten dort auch die Frauenmannschaft trainiert. Nachdem wir mit Andreas Streller und unserem jetzigen Spielertrainer Florian Ochmann zuvor zwei herausragende Persönlichkeiten hatten und mit Flo bis Saisonende noch haben, waren wir uns einig, dass wir einen Coach wollen, der in diese Reihe passt. Zum anderen wollten wir auch jemand von außerhalb, um einen Trainer zu haben, der Impulse von außen und neue Ideen in unseren Verein bringt. Dass Iljo zu uns kommt, zeigt, dass wir uns als TSV Korbach im Handball einen Namen gemacht haben. Wenn ich ihn vor zehn Jahren wegen eines Engagements gefragt hätte, hätte er wohl nicht mal gewusst, wo Korbach liegt.

Wie lief die Verpflichtung von Duketis ab?

Spohr: Ich habe mich vor allem mit unserem Kapitän Robert Müller zusammengesetzt. Wir sind ein paar Namen durchgegangen. Am Anfang stand Iljo gar nicht auf unserer Liste, weil wir zunächst nicht gedacht haben, dass wir ihn kriegen können. Dann aber hat Robert, der sehr viel bei der Saisonplanung geholfen hat, mit ihm Kontakt  aufgenommen und er hat gleich Interesse signalisiert. Ich bin sehr froh, dass Robert damit die Aufgabe übernommen hatte, die Christopher Stuhlmann aus beruflichen Gründen nicht mehr ausfüllen konnte.

Die Verpflichtung von Duketis zeigt die Weiterentwicklung des TSV-Handballs. Gleichzeitig haben Sie am Saisonende ihren Abschied als Abteilungsleiter angekündigt. Haben Sie die Befürchtung, dass das zu großen Problemen im administrativen Bereich führen könnte?

Spohr: Ich habe schon vor drei Jahren gesagt, dass man sich langsam mal überlegen müsste, einen Nachfolger für mich zu suchen. Meine Freizeit wird nicht mehr, die Arbeit für den TSV aber schon. Ich habe mich schon zweimal überreden lassen weiterzumachen, weil mir der Korbacher Handball sehr wichtig ist. Ich habe aber auch das Gefühl, dass sich sehr viele Leute einfach darauf verlassen, dass ich einspringe. Das wird diesmal nicht der Fall sein. Aber ich bleibe dem TSV als stellvertretender Vorsitzender des Gesamtvereins verbunden. Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht, auch weil ich viel aufgebaut habe, nachdem ich seit 15 Jahren im Abteilungsvorstand und seit 2005 Vorsitzender bin. Strukturell ist die Abteilung zukunftsfähig aufgestellt. Aber Fakt ist, das ich mich ausgebrannt fühle, mein Akku ist leer. Ein Nachfolger könnte auf ein funktionierendes Vorstandsteam bauen, da meine Kollegen Stefan Backhaus, Carsten Habermann und Sandra Voß weitermachen wollen. Wir brauchen einen neuen Mann an der Spitze und da sind unsere Mitglieder gefordert, Verantwortung zu übernehmen. Im Mai wird es eine Jahreshauptversammlung geben, bei der Neuwahlen turnusgemäß anstehen und ich nicht mehr antreten werde.

Was passiert, wenn kein Nachfolger gefunden wird?

Spohr: Ich glaube nicht, dass die übrigen drei Vorstandsmitglieder meine Arbeit auch noch abfedern können. Wir brauchen aber nicht nur einen Abteilungsleiter, sondern auch mehr Leute, die Dinge eigenverantwortlich übernehmen. So bräuchten wir jemanden, der sich um den Bereich Schiedsrichter und Sekretäre kümmert, was derzeit vom Abteilungsvorstand gemacht wird. Auch Backhaus bräuchte mehr Unterstützung in der Jugendarbeit. Wir bräuchten Leute, die Handballaktionstage machen, damit wir Jugendliche für unsere Sportart begeistern und Nachwuchsspieler generieren.

Hilft dem TSV der EM-Titel der deutschen Handballer?

Spohr: Wir haben nach dem WM-Titel 2007 gesehen, dass die Euphorie vielleicht zwei Monate anhält. Dann ist der Handball nicht mehr bei den ARD und ZDF, sondern nur noch bei Sport 1 oder Sky zu sehen. Die Erfolge an der Spitze wirken sich nicht automatisch an der Basis aus. Da sind wir gefordert, Werbung zu machen und die Kinder abholen. Der EM-Titel kann einen kurzfristigen Effekt haben, aber langfristig hilft er uns für die Breite nicht. Wir haben auch das Problem, dass durch unsere Handballverbände sehr wenig Impulse für die Nachwuchsgewinnung und den Breitensport kommen, gerade für Flächenregionen. Mir fehlen vom Deutschen und Hessischen Handball-Bund Maßnahmen, die uns an die Hand gegeben werden.

An was denken Sie dabei‘?

Spohr: Uns fehlen zum Beispiel dezentrale Angebote für Talente, wie es sie im Fußball mit den DFB-Stützpunkten gibt. Ich kann doch in der heutigen Arbeitswelt niemandem mehr zumuten, dass er sein Kind von Korbach aus zum Stützpunkttraining nach Kassel fährt. Auch beim Thema Schiedsrichtermangel fallen dem Verband nur Strafen ein, aber keine Ideen. Bei der Jugend brauchen wir für alle Altersklassen einen vernünftigen Mittelbau zwischen Oberliga und den Ligen auf Bezirksebene.

Wie sehen Sie die kurz- und mittelfristige Zukunft des TSV?

Spohr: Wenn die Mannschaft zusammenbleibt, was ich glaube und es noch zwei Ergänzungen gibt, wollen wir mit Iljo Duketis auch nächste Saison in der Landesliga oben mitspielen. Einen Oberligaaufstieg kann man aber nicht planen. Mittelfristig müssen wir uns im Bereich der Jugendarbeit wieder besser aufstellen, um regelmäßig Spieler für unsere Seniorenteams zu bekommen. Man muss sich langfristig Gedanken, machen, wie das mit dem Handball in der Region weitergeht.

Können Sie sich eine Fusion mit Twistetal vorstellen?

Spohr: Aus der Erfahrung, das es immer schwieriger wird, Ehrenamtliche zu finden, würde ich über eine Fusion deutlich ernsthafter nachdenken, als vor zehn Jahren.

Quelle WLZ-FZ Von Jürgen Heide